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3.4.4 Dynamische Spezialisierung durch taxonomische Inferenzen

Innerhalb von ENGCON wird zwischen zwei Arten von Komponenten unterschieden. Die Konzepte sind statisch in der Wissensbasis definiert, und werden zur Laufzeit nicht verändert. Sie beschreiben eine Klasse von Objekten, von denen im Laufe einer Konfigurierung beliebig viele Instanzen erzeugt werden können. Diese Instanzen repräsentieren zu Beginn der Konfigurierung i.d.R. nichtterminale Konzepte, d.h. Konzepte, die noch keine Blätter in der taxonomischen Hierarchie sind. Instanzen, die noch nicht endgültig spezialisiert sind, werden auch dynamische Instanzen genannt. Während des Konfigurierungsvorgangs werden diese Instanzen modifiziert, d.h. dynamisch spezialisiert, bis sie ein entsprechendes Blattkonzept erreicht haben. Die Spezialisierung einer Instanz kann entweder aufgrund einer interaktiv ermittelten Benutzerentscheidung oder automatisch durch taxonomische Inferenzen erfolgen.

ENGCON besitzt zwei taxonomische Inferenzmodule: ein statisches und ein dynamisches. Das statische Inferenzmodul dient zur frühzeitigen Erkennung und Behebung von taxonomischen Konfliktsituationen. Dazu werden die Wertebereiche der Parameter der Oberkonzepte zur Laufzeit so weit eingeschränkt, dass der Benutzer nur noch gültige Werte der Blattkonzepte auswählen kann. Das dynamische Inferenzmodul dient dazu, aufgrund von taxonomischen Inferenzen automatische Spezialisierungen vorzunehmen. Es wird zwischen fünf Arten taxonomischer Inferenzen unterschieden (vgl. Ranze et al., 2002, S. 849):

  1. automatische Spezialisierung zur nächsten Ebene,

  2. automatische Spezialisierung zu einem Blattkonzept,

  3. automatische Aggregat-Spezialisierung,

  4. automatische Komponenten-Spezialisierung,

  5. automatische Vorzerlegung.

Beispiel 3.4.1   Es soll ein PC konfiguriert werden. Im Wurzelkonzept ist definiert, aus welchen Komponenten der PC besteht. Durch das Instantiieren des Wurzelkonzepts werden, wenn ein Minimum definiert ist (z.B. 1 inf), automatisch auch die mindestens benötigten Komponenten der has-parts Relation instantiiert Vorzerlegung).

Wird dem Rechner vom Benutzer ein SCSI-Controller zugewiesen, wird der PC automatisch zu einem SCSI-PC spezialisiert (Komponenten-Spezialisierung). Diese Spezialisierung kann sich, in Abhängigkeit von der Definition in der Wissensbasis, auf den weiteren Konfigurierungsverlauf in Form von Einschränkungen oder Erweiterungen auf andere Eigenschaften auswirken. Die Wissensbasis könnte vorsehen, dass in einem SCSI-PC ausschließlich SCSI-Komponenten (Festplatten, CD-ROMs, etc.) verwendet werden. Die Instanz einer Festplatte würde durch die obige Entscheidung automatisch zu einer SCSI-Festplatte spezialisiert werden (Aggregat-Spezialisierung).

Wenn im weiteren Verlauf der Konfigurierung durch den Benutzer angegeben wird, dass eine Festplatte mit z.B. 15000 Umdrehungen/Min. gewünscht wird, so wird die Instanz von Festplatte automatisch zum nächsten Unterkonzept spezialisiert, welches diese Art von Festplatten zusammenfasst (Spezialisierung zur nächsten Ebene). Sollte in der Wissensbasis lediglich ein Konzept mit diesem Parameter-Wert vorhanden sein, wird die Instanz von Festplatte automatisch zu diesem Blattkonzept spezialisiert (Spezialisierung zu einem Blattkonzept).

Der Kontrollmechanismus sieht vor, dass die Konzepte sämtlicher Instanzen terminal sein müssen, d.h. sie haben keine Nachfolger zu denen sie noch spezialisiert werden könnten, damit die Konfigurierung erfolgreich abgeschlossen ist (Top-Down-Vorgehen). Die dazwischen liegenden Konfigurierungsschritte werden Teilkonfigurationen genannt.


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