Sind die bisher vorgestellten Lösungsmethoden für ICSPs jeweils Abwandlungen bzw. Erweiterungen des Waltz-Filteralgorithmus, stellen Frédéric Benhamou et al. ein Konsistenzverfahren vor, welches ein numerisch-mathematisches Verfahren zum Einschränken der Wertebereiche von Constraint-Variablen nutzt (vgl. Benhamou et al., 1994a,b). Der erreichte Grad lokaler Konsistenz wird Box-Konsistenz genannt (engl. box consistency) und stellt eine Vereinigung zwischen Lösungsmethoden für CSPs aus der AI-Community und dem Bereich der Intervallanalysis dar. Box-Konsistenz ist ebenfalls eine Approximation von Kantenkonsistenz, die in kontinuierlichen Domänen, aufgrund der Präzisionsbeschränkungen von Rechenanlagen, grundsätzlich nicht erreicht werden kann. Benhamou et al. (1994a) setzen die Strategie des AC-3-Algorithmus und das Newton-Intervallverfahren zur Wertebereichseinschränkung ein. Das Newton-Intervallverfahren ist eine Erweiterung des iterativen Newton-Verfahrens zur numerischen Nullstellenberechnung. In Verbindung mit einer internen Splitting-Technik ist es möglich, durch die Intervall-Version dieses Verfahrens Box-Konsistenz für nichtlineare Gleichungen und Ungleichungen herzustellen indem die jeweils äußerste linke und rechte Nullstelle einer Intervallfunktion berechnet wird.
Ebenso wie Hull-Konsistenz und deren verwandten Konsistenzgrade beschränkt sich Box-Konsistenz auf konvexe Domänen, d.h. ununterbrochene Intervalle. Der Fokus liegt hier darauf, die Außengrenzen dieser Wertebereiche so weit wie möglich einzuschränken. Die Definition von Box-Konsistenz ist dementsprechend allgemein gehalten und wird in neueren Publikationen übersichtlich folgendermaßen notiert (vgl. Collavizza et al., 1999, S. 220):
1.
,
2.
.
Ein ICSP ist Box-konsistent, gdw. alle Constraints
Box-konsistent sind.
Wobei für die kleinste innerhalb der Präzisionsgrenzen
darstellbare Zahl größer als
, und
für die größte
darstellbare Zahl kleiner als
steht. Durch die Definition wird
lediglich bezeichnet, dass jeweils das
-te Intervall nicht weiter
eingeschränkt werden kann. Der Zustand erreichter
Box-Konsistenz für das ICSP
P wird
genannt.
Damit die Constraints durch ein numerisches Näherungsverfahren
verarbeitet werden können, müssen sie sich in der Form
befinden, wobei
ein Term ist, und
.5.107 Ein wichtiger Aspekt bei der Herstellung von
Box-Konsistenz ist die Art und Weise, wie die
Generierung von Projektionen erfolgt. Diese werden, wie in den vorher
bereits beschriebenen Verfahren, dazu benötigt, den Wertebereich
einzelner Variablen einzuschränken. Ein Constraint ist entsprechend
Box-konsistent, wenn alle seine Projektionen
Box-konsistent sind. Benhamou et al. (1994a)
erzeugen Projektionen, indem sie in den ursprünglichen Constraints
jeweils sämtliche Variablen bis auf eine durch ihre Intervalldomänen
ersetzen. Diese Projektions-Constraints bilden ein System von unären
Intervallfunktionen, die von numerischen Verfahren behandelt werden
können. Eine Zerlegung komplexer Constraints in primitive Constraints
und die Einführung zusätzlicher Variablen, wie bei der
Hull-Konsistenz, entfällt, was sich positiv
auf die Effizienz bei der Lösung größerer Probleme auswirkt. Zudem
sind die Ergebnisse i.A. genauer als die mit
2B-Konsistenz generierten Lösungen.
Allerdings sind die Voraussetzungen zur Herstellung von
Box-Konsistenz durch numerische Verfahren
strenger und die Ergebnisse weniger präzise als
3B-konsistente Lösungen
vgl. Collavizza et al., 1998, S. 158;
Collavizza et al., 1999, S. 224;
Sam-Haroud, 1995, S. 31.