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R1/XCON

Das Expertensystem XCON (ehemals R1) wurde zu Beginn der 80er Jahre entwickelt und von der Firma Digital Equipment Corporation (DEC) zur Konfigurierung von Kundenbestellungen verwendet. XCON ist ein regelbasiertes System, welches 1989 aus ca. 11.500 in der Sprache OPS5 (Official Production System, Version 5) spezifizierten Regeln bestand, die sich auf eine Datenbasis von ca. 30.000 Objekten bezogen vgl. Günter, 1992, S. 57; Neumann, 1991, S. 15. Die Objekte werden in Komponentenbeschreibungen in einer Datenbank abgelegt und können von dort eingelesen werden. Das Wissen über erlaubte Teilkonfigurationen wird in Form von Regeln, sog. production rules, repräsentiert. Eine solche production rule besitzt einen linken Teil mit einer beliebigen Anzahl Bedingungen und einen rechten Teil mit einer beliebigen Anzahl Aktionen. Die Aufgabe wird in XCON nicht indirekt über funktionelle Anforderungen oder Beschränkungen spezifiziert, sondern konkret über eine Komponentenliste, welche die wesentlichen Bestandteile des Konfigurierungsziels enthält.

Ein großes Problem von XCON war die Gestaltung des Kontrollflusses der Konfigurierung, da Regeln nur eine schwache Struktur aufweisen (vgl. Günter, 1992, S. 3). Sie sind daher i.A. nur für Domänen mit schwach ausgeprägten Kontrollstrukturen geeignet (vgl. Neumann, 1991, S. 18). Um dem Abhilfe zu schaffen, wurden unterschiedliche Hilfsmittel zur Gestaltung des Kontrollflusses und später sogar eine eigens entwickelte Kontrollsprache (RIME) eingesetzt. Eine Eigenschaft dieser Bemühungen ist, dass die Abfolge der Konfigurierungsschritte in XCON in der Wissensbasis festgelegt ist und vom Benutzer zur Laufzeit nicht mehr geändert werden kann. XCON erlaubt aufgrund seiner Architektur keinerlei Interaktion mit dem Benutzer während des Konfigurierungsprozesses (vgl. Günter, 1992, S. 49).

Neben den in Abschnitt 2.2.1 f. beschriebenen Problemen bei der Wissensakquisition aufgrund der Vermischung verschiedener Wissensarten, war der größte Nachteil dieses regelbasierten Konfigurierungswerkzeuges, dass jedes Jahr Software-Wartungen nötig wurden, die ca. die Hälfte aller Regeln betrafen. Die Pflege solcher Systeme ist somit als extrem aufwendig zu betrachten. Regelbasierte Systeme sind daher nur für überschaubare Domänen mit schwachen Kontrollstrukturen geeignet.


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